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Risikomanagement und Risikosteuerung rücken immer mehr in den Fokus von Juristen. Die Risikoprozessanalyse hilft Ihnen das juristische Risikomanagement auf Grundlage einfacher mathematischer Berechnungen zu verbessern. Dadurch vereinfachen Sie Ihren Arbeitsalltag. Ein neues Handbuch beschreibt diese Methode. Hier die wichtigsten Fakten:

Erfolgsaussichten müssen kalkulierbar sein

Iudex non calculat“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Tatsächlich betonen Juristen nur zu gern, dass die Rechtswissenschaft keine Naturwissenschaft ist und sich daher juristische Fragen nicht mit mathematischer Genauigkeit lösen lassen.

Zutreffend ist, dass es in der Rechtswissenschaft nicht das eine „richtige“ Ergebnis gibt. In der Praxis können Richter, Rechtsanwälte, Mediatoren und Unternehmensjuristen jedoch nicht vermeiden, mit Zahlen umzugehen.

Besonders wenn Richter Vergleichsgespräche führen, wollen die Parteien wissen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen der Vergleich für sie hat. Ihnen hilft in einer solchen Situation eine noch so brillante dogmatische Überlegung kaum weiter.

Vielmehr erwarten Parteien eine konkrete Antwort auf ihre Rechtsfragen. Ein juristisches „Es kommt darauf an“ ist für sie wertlos, wenn sie wegen einer Analyse der Rechtslage Entscheidungen treffen müssen. Die Parteien wollen ihr Risiko beziffert wissen und die Entscheidungsalternativen in Euro und Cent ausgedrückt sehen.

Prozessrisiken strukturieren und objektiv bewerten

Um Parteien erfolgreich zu einem Vergleichsabschluss zu führen, muss ein Richter also nicht nur die rechtlichen und tatsächlichen Ungewissheiten verständlich darlegen. Er muss auch die Folgen des Rechtsstreits zeigen.

Hier hilft es, wenn der Richter die Prozesschancen und Prozessrisiken in einem geordneten Verfahren erfasst, strukturiert und bewertet – und schließlich anhand dieser Struktur mit den Parteien den Fall erörtert.

Die Ordnung und Struktur der Prozessrisiken wirkt psychologischen Einflussfaktoren entgegen. Sie ersetzt trügerische Bauchentscheidungen durch einen formalen Ablauf. So kann man bewusst Intuition vom objektiven Risiko trennen.

Innovative Technik, um Erfolgsaussichten zu bewerten

Wie eine Prozessrisikoanalyse funktioniert, zeigt das Handbuch „Prozessrisikoanalyse – Erfolgsaussichten vor Gericht bestimmen“. Die Prozessrisikoanalyse ist eine innovative Technik, die die Chancen und Risiken einer gerichtlichen Auseinandersetzung erfasst, ordnet und mathematisch bewertet.

Die Ergebnisse helfen, Vergleichsvorschläge überzeugend zu begründen. Parteien fällt es leichter, einen Vergleichsvorschlag anzunehmen. Denn dieser beruht nicht auf subjektivem Gerechtigkeitsempfinden, sondern auf mathematischen Berechnungen.

Schritt-für-Schritt Anleitung

Es geht darum Schritt für Schritt einen Rechtsstreit anhand der Prozessrisikoanalyse zu strukturieren und zu bewerten. Wie sich das Ergebnis des Prozesses als Ausgangspunkt für Vergleichsgespräche und Risikobewertungen verwenden lässt, spielt dabei auch eine Rolle.

Die Prozessrisikoanalyse erfolgt im Wesentlichen in drei Schritten: Zuerst sind die maßgeblichen Weichenstellungen eines Falls in einem Entscheidungsbaum abzubilden. In einem zweiten Schritt beziffert man für jede Weichenstellung das Risiko. Zuletzt berechnet man aus den Einzelrisiken das Gesamtrisiko als Wahrscheinlichkeitsaussage in Prozent und den Gesamterwartungswert in Euro und Cent.

Man erlernt eine Technik, die das Risikomanagement und die Risikosteuerung auf eine unternehmerische Ebene führt. Checklisten und Grafiken unterstützen, die Prozessrisikoanalyse in den Arbeitsalltag zu implementieren.

Praktische Anwendungsbeispiele

Das Handbuch zum Thema enthält Fallstudien und Beispiele, die den umfangreichen Anwendungsbereich der Prozessrisikoanalyse veranschaulichen. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie man die Prozessrisikoanalyse in der Praxis einsetzen kann.

Ihr Nutzen reicht vom Mandantengespräch und des unternehmerischen Risikomanagements, über Compliance- und Bilanzierungsfragen bis hin zur Organisation der Rechtsabteilung und der Implementierung von Konfliktmanagementsystemen als Legal Tech Anwendung.

Methode eignet sich für Juristen bis hin zu Legal Tech Interessierten

Die Methodik ist für Rechtsanwälte, Unternehmensjuristen, Mediatoren und Richter geeignet, die Verhandlungen besser strukturieren und transparenter gestalten möchten. Die Prozessrisikoanalyse bietet eine fundierte Grundlage für eine große Bandbreite von Anwendungen – für jeden, der sich für Innovation und Legal Tech interessiert.

Auch CFOs und Manager können durch die Prozessrisikoanalyse Vergleichsverhandlungen und Erfolgschancen streitiger Auseinandersetzungen berechnen und ihrer unternehmerischen Strategie entsprechend Entscheidungen treffen bzw. das Vorgehen ihrer Rechtsabteilung einfach nachvollziehen.

Jasmin Riemenschneider ist Associate in der Praxisgruppe Prozessrecht und schreibt über das neue Handbuch der Kollegen Prof. Dr. Jörg Risse und Dr. Matthias Morawietz „Prozessrisikoanalyse – Erfolgsaussichten vor Gericht bestimmen“, erschienen im Beck Verlag.

 

 

Author

Jasmin Riemenschneider ist Associate in der Praxisgruppe Prozessrecht.